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Selbstmitgefühl statt Selbstkritik

  • Autorenbild: Claudia Weidinger
    Claudia Weidinger
  • 4. Nov.
  • 6 Min. Lesezeit

Selbstmitgefühl lernen: Wie du dich selbst wie einen guten Freund behandelst


Teil 5 der Blogserie „Selbstfürsorge & Resilienz – Innere Stärke im Alltag leben“


Viele von uns sind für andere verständnisvoll, geduldig und unterstützend – aber wie gehen wir mit uns selbst um, wenn wir einen Fehler machen oder scheitern? Oft mit harter Selbstkritik, Schuldgefühlen oder innerem Rückzug.

Selbstmitgefühl bedeutet, dich selbst in schwierigen Momenten mit derselben Wärme, Fürsorge und Geduld zu behandeln, wie du es bei einem geliebten Menschen tun würdest. Es ist kein Zeichen von Schwäche – sondern von emotionaler Reife und innerer Stärke.

In diesem Beitrag erfährst du:

  • warum unser innerer Dialog so entscheidend ist,

  • wie sich Selbstmitgefühl vom Selbstmitleid unterscheidet,

  • und wie du lernen kannst, liebevoller mit dir selbst umzugehen – auch (oder gerade) in herausfordernden Zeiten.


Eine Frau umarmt eine andere Frau
Begegne dir selbst mit der Wärme, die du sonst nur anderen schenkst.

Bildquelle: Canva

Inhalte:








  1. Die Stimme im Kopf: Freund oder Feind?


Wir alle haben sie – diese innere Stimme, die ständig kommentiert, bewertet und beurteilt. Manchmal ermutigt sie uns, aber oft ist sie kritisch, harsch und fordernd.


Beispiele innerer Selbstkritik:

  • „Wie konntest du nur so blöd sein?“

  • „Andere bekommen das doch auch hin.“

  • „Du bist nicht gut genug.“

Diese Stimme kann lähmen, entmutigen und sogar depressive oder ängstliche Verstimmungen fördern. Dabei ist sie selten objektiv – sondern oft geprägt von alten Glaubenssätzen und inneren Mustern.

Die gute Nachricht: Du kannst lernen, diese Stimme zu verändern. Du kannst ihr antworten, neue innere Botschaften kultivieren – und so nach und nach einen freundlicheren inneren Ton entwickeln. Selbstmitgefühl ist dafür der Schlüssel.


Mann sieht nachdenklich aus dem Fenster
Selbstfürsorge heißt, dich mit Verständnis statt Kritik zu betrachten.

Bildquelle: Canva


  1. Mitgefühl ≠ Selbstmitleid: der feine Unterschied

Ein häufiger Irrglaube ist, dass Selbstmitgefühl gleichbedeutend mit Selbstmitleid sei. Doch das ist ein Missverständnis.


Selbstmitleid:

  • Du bleibst im Schmerz stecken.

  • Du siehst dich als Opfer.

  • Du ziehst dich zurück und fühlst dich allein mit allem.

Selbstmitgefühl:

  • Du erkennst deinen Schmerz an – ohne dich darin zu verlieren.

  • Du erkennst: „Auch andere erleben solche Momente.“

  • Du gehst liebevoll mit dir um – und bleibst handlungsfähig.

Kristin Neff, eine der führenden Forscherinnen zum Thema, beschreibt Selbstmitgefühl als die Kombination aus drei Elementen:

  1. Achtsamkeit: das, was ist, annehmen – ohne zu dramatisieren oder zu verdrängen

  2. Selbstfreundlichkeit: liebevoll und unterstützend mit sich selbst sprechen

  3. Geteilte Menschlichkeit: erkennen, dass Leid, Fehler und Scheitern Teil des Menschseins sind

Selbstmitgefühl verbindet uns mit anderen – es isoliert uns nicht.


drei Junge Leute die auf Gartenstühlen zusammen sitzen
Durch Selbstmitgefühl fühlen wir uns anderen näher, nicht ferner.

  1. Selbstmitgefühl konkret üben – Anleitung & Beispiele

Selbstmitgefühl ist keine bloße Theorie, sondern eine praktische innere Haltung, die du üben kannst. Hier findest du einige konkrete Übungen und Impulse, die dir helfen können, liebevoller mit dir selbst zu werden:


1. Der gute Freund – Brief an dich selbst

Stell dir vor, deine beste Freundin oder dein bester Freund hätte genau das erlebt, was dir gerade passiert ist.

  • Was würdest du sagen?

  • Wie würdest du sie/ihn trösten, unterstützen, beruhigen?

Jetzt schreibe dir selbst genau diese Worte auf – als Brief an dich selbst.


2. Die Spiegelübung – Mit dir selbst sprechen

Stell dich vor einen Spiegel und sage laut einen dieser Sätze:

  • „Ich sehe, dass es dir gerade schwerfällt – und das ist okay.“

  • „Du gibst jeden Tag dein Bestes – das ist mehr als genug.“

  • „Ich bin für dich da.“

Auch wenn es anfangs ungewohnt ist: Dein Gehirn beginnt, neue Pfade der Selbstzuwendung zu verankern.


3. Innere Stimme bewusst umformulieren

Werde dir deiner typischen selbstkritischen Sätze bewusst. Beispiel:

„Ich habe das schon wieder vermasselt.“


Formuliere bewusst um:

„Es ist okay, Fehler zu machen. Ich kann daraus lernen.“


Tipp: Stell dir vor, du sprichst mit einem Kind – würdest du es so kritisieren wie dich selbst?


4. Kleine Alltagsanker

Baue kleine Erinnerungen in deinen Alltag ein, die dich an einen liebevollen Umgang mit dir erinnern:

  • Ein Zettel am Spiegel: „Sei heute freundlich zu dir.“

  • Eine Handy-Erinnerung: „Wie geht’s dir gerade wirklich?“

  • Ein beruhigendes Ritual (z. B. Hand aufs Herz, Atem spüren)


Selbstmitgefühl ist der Moment, in dem du dich selbst mit Freundlichkeit betrachtest.
Selbstmitgefühl ist der Moment, in dem du dich selbst mit Freundlichkeit betrachtest.

Bildquelle: Canva

  1. Fazit: Selbstmitgefühl verändert alles – sanft, aber tief


Selbstmitgefühl ist kein egoistischer Luxus, sondern eine lebenswichtige Ressource – besonders in einer Welt, die Leistungsdruck, Perfektionismus und Vergleiche fördert.

Wer gelernt hat, sich selbst liebevoll zu begegnen, entwickelt mehr emotionale Stabilität, Mitgefühl für andere und die Kraft, auch in schwierigen Zeiten aufrecht zu bleiben.

Und: Du musst das nicht alleine lernen.


In der Stille lernst du, dich selbst zu verstehen – und mit derselben Güte zu behandeln wie andere.
In der Stille lernst du, dich selbst zu verstehen – und mit derselben Güte zu behandeln wie andere.



Übrigens: Selbstmitgefühl kann man trainieren – gerne auch gemeinsam in einem geschützten Rahmen.


Der nächster Artikel in der Serie: „Hochsensibel? Dann ist Selbstfürsorge überlebenswichtig“ erscheint in Kürze



  1. FAQs


Was bedeutet Selbstmitgefühl eigentlich?

Selbstmitgefühl heißt, dir selbst mit Freundlichkeit und Verständnis zu begegnen – besonders dann, wenn du scheiterst, Fehler machst oder dich verletzlich fühlst.


Anstatt dich zu verurteilen, lernst du, dich mit Wärme und Fürsorge zu behandeln – so, wie du es bei einem geliebten Menschen tun würdest.

Warum fällt es uns oft leichter, mit anderen mitfühlend zu sein als mit uns selbst?

Viele von uns sind darauf geprägt zu funktionieren, Erwartungen zu erfüllen oder sich selbst kritisch zu bewerten. Selbstmitgefühl erfordert, diese Muster zu hinterfragen und den inneren Dialog zu verändern – von „Ich bin nicht gut genug“ zu „Ich bin ein Mensch, der lernen darf.“

Ist Selbstmitgefühl das Gleiche wie Selbstmitleid?

Nein.


Selbstmitleid bedeutet, sich im Schmerz zu verlieren oder in einer Opferrolle zu verharren.


Selbstmitgefühl hingegen ist aktiv: Es erkennt Schmerz an, ohne ihn zu verdrängen – aber auch ohne darin stecken zu bleiben.


Es stärkt die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und liebevoll weiterzugehen.

Warum ist Selbstmitgefühl so wichtig für die mentale Gesundheit und Resilienz?

Selbstmitgefühl reduziert Stress, Angst und Schamgefühle – und fördert emotionale Stabilität, Resilienz und Selbstwert.


Wer sich selbst mit Verständnis begegnet, reagiert gelassener auf Rückschläge und hat mehr Energie, um auch anderen zu helfen.

Wie kann ich Selbstmitgefühl im Alltag üben?

Beginne mit kleinen Schritten:

  • Beobachte deinen inneren Dialog – wie sprichst du mit dir selbst?

  • Ersetze harte Kritik durch verständnisvolle Worte.

  • Erlaube dir Pausen, wenn du sie brauchst.

  • Lege die Hand aufs Herz und atme tief, wenn du dich überfordert fühlst – das aktiviert dein Fürsorgesystem. Regelmäßige Achtsamkeit oder Meditation kann ebenfalls helfen, mehr Mitgefühl mit dir selbst zu entwickeln.

Wie unterscheidet sich Selbstmitgefühl von Selbstliebe?

Selbstliebe bezieht sich auf die Wertschätzung deiner selbst – Selbstmitgefühl auf den Umgang mit dir in schwierigen Momenten. Selbstmitgefühl ist sozusagen die freundliche Stimme, die dich trägt, wenn Selbstliebe gerade schwerfällt.

Wie kann ich lernen, meinen inneren Kritiker zu beruhigen?

Höre ihm bewusst zu – aber glaube nicht alles, was er sagt. Frage dich: „Würde ich so mit einem Freund sprechen? “Wenn nicht, wähle eine liebevollere Formulierung. Das verändert langfristig dein inneres Erleben und stärkt dein Selbstvertrauen.

Ist Selbstmitgefühl ein Zeichen von Schwäche oder Nachsicht?

Ganz im Gegenteil. Selbstmitgefühl ist ein Zeichen von emotionaler Reife und innerer Stärke.

Es hilft, Verantwortung zu übernehmen, ohne sich selbst zu verurteilen – und schafft die Basis für echtes Wachstum.

Wie wirkt sich Selbstmitgefühl auf Beziehungen aus?

Wer mit sich selbst mitfühlend umgeht, kann auch anderen gegenüber offener, geduldiger und authentischer sein.

Selbstmitgefühl schafft emotionale Nähe, weil du dich selbst nicht mehr über Leistung oder Perfektion definierst.

Was kann ich tun, wenn mir Selbstmitgefühl „künstlich“ vorkommt?

Das ist völlig normal – besonders, wenn du es nicht gewohnt bist, freundlich mit dir zu sprechen.

Selbstmitgefühl ist wie ein Muskel: Es braucht Übung und Wiederholung.

Beginne mit kleinen Momenten der Achtsamkeit und erinnere dich daran, dass du genauso Verständnis verdienst wie jeder andere Mensch.

  1. Bisher in dieser Reihe erschienen



  1. Über mich

Mein Name ist Claudia Weidinger. Ich bin Heilpraktikerin für Psychotherapie mit eigener Praxis in Bayreuth – und begleite Menschen dabei, mehr innere Ruhe, Klarheit und Selbstvertrauen zu entwickeln.

In meiner Praxis biete ich einen geschützten Raum, in dem Sie sich mit Ihren Gedanken und Gefühlen ehrlich auseinandersetzen dürfen – in Ihrem eigenen Tempo und ohne Bewertung.

ree

Ziel ist es, belastende Muster zu erkennen, emotional zu entlasten und neue Wege für ein erfüllteres Leben zu finden. Darüber hinaus unterstütze ich Menschen in Lebenskrisen, bei innerer Unruhe, Erschöpfung oder dem Wunsch nach persönlicher Entwicklung.

Ich arbeite ganzheitlich, lösungsorientiert und individuell – mit Methoden aus der Gesprächstherapie, Achtsamkeit sowie systemischen Ansätzen. Gemeinsam schauen wir, was Ihr Selbstbewusstsein stärkt – und was Ihnen hilft, Grenzen zu setzen.


Kontakt und Terminvereinbarung:


Claudia Weidinger – Heilpraxis für Psychotherapie

📞 Telefon: 0921/79326604

📍 Adresse: Rathstraße 17, 95444 Bayreuth


Ich freue mich darauf, Sie auf Ihrem persönlichen Weg einfühlsam und kompetent zu begleiten.


 
 
 

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