Zwischen Glühwein und Grübeln – wenn die Adventszeit emotional schwer fällt
- Claudia Weidinger

- vor 2 Tagen
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Über „Holiday Blues“, Erwartungen, Trauer und psychische Gesundheit im Jahresendspurt.
Die Adventszeit sollte eigentlich die Zeit der Freude, des Lichts und der Geborgenheit sein. Doch für viele Menschen fühlt sie sich ganz anders an: leer, traurig, überfordernd. Während um uns herum Glühweinduft, Lichterketten und Weihnachtsmusik herrschen, kann innerlich Stille, Sehnsucht oder Schmerz sein. Dieses Phänomen nennt man oft „Holiday Blues“ – die Weihnachtsmelancholie, die im Jahresendspurt viele Menschen trifft.
In diesem Artikel erfährst du, warum die Adventszeit emotional so fordernd sein kann, wie du mit Trauer, Erwartungen und Einsamkeit besser umgehen kannst, und was aus psychologischer Sicht hilft, um wieder inneren Frieden zu finden.

Inhalte:
1. Warum die Adventszeit uns emotional aufwühlt
Die Adventszeit ist voller Symbole: Licht in der Dunkelheit, Familie, Liebe, Nähe. Doch genau diese Bilder wirken wie ein Spiegel – sie zeigen uns oft auch, was uns fehlt. Vielleicht ist jemand nicht mehr da, vielleicht ist eine Beziehung zerbrochen oder das Jahr verlief ganz anders als wir uns erhofft hatten.
Psychologisch gesehen sind Feste emotionale Verstärker: Sie wecken Erinnerungen in uns, wir vergleichen Vergangenheit und Gegenwart und konfrontieren uns mit Erwartungen – unseren eigenen und denen anderer.
Typische Auslöser des „Holiday Blues“:
Trauer um Menschen, die uns fehlen
Einsamkeit trotz, oder gerade wegen der festlichen Stimmung
Überforderung durch Konsum, Verpflichtungen und Perfektionismus
Selbstkritik beim Jahresrückblick („Ich hätte mehr schaffen sollen“)
Reizüberflutung durch Termine, Musik, Werbung und soziale Medien
Gerade in der dunklen Jahreszeit verstärken sich diese Gefühle zusätzlich – weniger Licht, weniger Bewegung, mehr Rückzug. All das wirkt auf unsere Stimmung und kann zu depressiven Verstimmungen führen.

2. Die Psychologie hinter dem „Holiday Blues“
Der sogenannte „Holiday Blues“ ist kein medizinischer Begriff, sondern beschreibt eine temporäre emotionale Erschöpfung oder Niedergeschlagenheit rund um Feiertage. Er entsteht durch das Zusammenspiel mehrerer psychologischer Faktoren:
🔹 Erwartungsdruck und Vergleich
Soziale Medien und Werbung zeigen uns ein perfektes Weihnachtsbild: glückliche Familien, festlich gedeckte Tische, funkelnde Momente. Diese Bilder aktivieren in unserem Gehirn das Belohnungssystem – aber nur, wenn wir uns selbst darin wiederfinden. Tun wir das nicht, entsteht kognitive Dissonanz: Wir fühlen uns „falsch“, „nicht genug“, „außen vor“.
🔹 Unverarbeitete Trauer
Für Menschen, die jemanden verloren haben, ist die Adventszeit besonders schmerzhaft. Jedes Lied, jedes Ritual erinnert an gemeinsame Zeiten. Psychologisch ist das völlig normal: Das Gehirn ruft in dieser emotionalen Zeit verstärkt Erinnerungen ab – auch schmerzhafte. Diese Gefühle zuzulassen, ist Teil des Trauerprozesses.
🔹 Jahresbilanz und Selbstbewertung
Der Jahreswechsel lädt unbewusst zum Rückblick ein: Was habe ich erreicht, was nicht? Wer hohe Ansprüche an sich stellt, erlebt hier oft Enttäuschung oder Selbstzweifel. Das ist kein persönliches Versagen, sondern ein bekanntes psychologisches Muster – besonders in Kulturen, die Leistung stark betonen.

3. Warum es wichtig ist, Gefühle zuzulassen
Viele versuchen, die Adventszeit „durchzuhalten“, sich abzulenken oder gute Miene zum Fest zu machen. Doch psychologisch ist das kontraproduktiv. Gefühle, die unterdrückt werden, verschwinden nicht – sie verlagern sich und können langfristig zu Erschöpfung, Gereiztheit oder depressiven Symptomen führen.
Erlaub dir stattdessen, ehrlich mit dir zu sein:
Du darfst traurig sein, auch wenn andere feiern.
Du darfst nein sagen, wenn dir nach Rückzug ist.
Du darfst vermissen, was einmal war.
Echtheit ist seelische Hygiene. Sie schafft Raum für Heilung – und manchmal auch für echte Nähe.

4. Strategien, um psychisch stabil durch die Adventszeit zu kommen
1. Neue Rituale schaffen
Wenn alte Rituale schmerzen, darfst du sie verändern. Zünde eine Kerze für jemanden an, den du vermisst. Schreib einen Brief, den niemand lesen muss. Oder erschaffe ein neues Ritual – eines, das zu deinem jetzigen Leben passt. Rituale geben Struktur und Sinn, aber sie dürfen sich wandeln.
2. Grenzen setzen
Du musst nicht zu jeder Feier gehen, nicht jedem gerecht werden. „Nein“ zu sagen ist keine Ablehnung – es ist Selbstschutz. Plane stille Abende bewusst ein, so wie du Termine planst.
3. Licht und Bewegung nutzen
Tageslicht und körperliche Aktivität wirken nachweislich antidepressiv. Schon ein kurzer Spaziergang am Morgen oder Mittag kann Serotonin und Dopamin aktivieren – natürliche Stimmungsaufheller.
4. Über Gefühle sprechen
Das Teilen von Emotionen senkt Stresshormone. Ob mit Freunden, in einer Selbsthilfegruppe oder mit professioneller Unterstützung – gesprochene Trauer heilt besser als verdrängte.
5. Selbstmitgefühl üben
Behandle dich so, wie du eine gute Freundin behandeln würdest. Ein kleiner Satz wie „Es ist okay, dass ich mich gerade so fühle“ kann erstaunlich viel verändern.

5. Wenn Traurigkeit zur Depression wird
Der „Holiday Blues“ klingt meist nach den Feiertagen ab. Doch wenn du über Wochen anhaltende Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen oder Hoffnungslosigkeit spürst, kann das auf eine depressive Episode hinweisen.
Zögere dann nicht, dir Hilfe zu holen:
sprich mit deinem Hausarzt oder einer Psychotherapeutin,
oder wende dich an eine Telefonseelsorge
Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Selbstfürsorge, sich Unterstützung zu holen.

6. Was wirklich zählt: Echtheit statt Inszenierung
Vielleicht ist es gar nicht schlimm, wenn die Adventszeit nicht perfekt ist. Vielleicht darf sie einfach echt sein: ein bisschen Glühwein, ein bisschen Grübeln – und dazwischen ehrliche Momente.
Die Psychologie zeigt: Nicht die äußere Festlichkeit, sondern emotionale Verbundenheit stärkt unsere seelische Gesundheit. Wenn wir uns erlauben, unperfekt, verletzlich und menschlich zu sein, entsteht das, was wir im Kern suchen: Frieden – nicht Perfektion.

Fazit: Zwischen Licht und Schatten liegt Menschlichkeit
Die Adventszeit kann wunderschön sein – und gleichzeitig schwer. Beides darf nebeneinander existieren. Wenn du deine Gefühle ernst nimmst, dich nicht mit Idealbildern vergleichst und neue, liebevolle Wege für dich findest, kann selbst die stillste Nacht ein kleines Stück heller werden.
Denn manchmal ist das größte Geschenk nicht Freude – sondern Ehrlichkeit, Mitgefühl und innerer Frieden.
Über mich
Herzlich Willkommen!
Mein Name ist Claudia Weidinger, und ich bin Heilpraktikerin für Psychotherapie in Bayreuth.
Ob Stress, Überforderung, Einsamkeit oder anhaltende Sorgen – in meiner Praxis begleite ich Sie in einem sicheren und wertschätzenden Rahmen. Gemeinsam entwickeln wir Schritte, die Ihnen helfen können, wieder mehr innere Balance und Wohlbefinden zu erleben.
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