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Burnout und Angehörige – Wie man als nahestehender Mensch mit der Situation umgeht

  • Autorenbild: Claudia Weidinger
    Claudia Weidinger
  • vor 6 Tagen
  • 8 Min. Lesezeit

Wenn ein nahestehender Mensch an einem Burnout leidet, ist auch das Umfeld stark betroffen. Als Partnerin oder Partner, Familienmitglied oder enge Freundin stehen Sie oft vor der Frage: Wie kann ich helfen – und dabei selbst gesund bleiben? Burnout ist nicht nur eine individuelle Krise, sondern auch eine Herausforderung für die Menschen rundherum.


Das Wichtigste in Kürze

  • Burnout betrifft nicht nur die erkrankte Person, sondern auch das direkte Umfeld.

  • Als Angehörige oder Angehöriger erkennen Sie erste Warnzeichen oft früher als andere.

  • Gefühle wie Hilflosigkeit, Schuld oder Überforderung sind normal und ernst zu nehmen.

  • Unterstützen Sie achtsam – mit Geduld, ohne Druck und im Bewusstsein Ihrer eigenen Grenzen.

  • Rückzug und Ablehnung sind meist keine persönlichen Angriffe, sondern Schutzmechanismen.

  • Holen Sie sich selbst Hilfe, wenn die Belastung zu groß wird – das ist kein Zeichen von Schwäche.


Inhaltsverzeichnis


1. Wie erkenne ich einen Burnout als Angehöriger?

Ein Burnout entwickelt sich schleichend. Als Angehörige oder Angehöriger bemerken Sie meist zuerst, dass sich die betroffene Person verändert.


Typische Warnsignale sind:

  • Ständige Erschöpfung, auch nach Ruhepausen

  • Rückzug aus sozialen Kontakten und Aktivitäten

  • Reizbarkeit oder emotionale Kälte

  • Schlafstörungen und körperliche Beschwerden

  • Leistungsabfall und Konzentrationsprobleme

  • Negative Gedanken wie Hoffnungslosigkeit oder Sinnverlust

Wenn mehrere dieser Anzeichen über längere Zeit auftreten, sollten Sie das Gespräch suchen – behutsam und ohne Druck. Holen Sie sich bei Unsicherheit selbst Unterstützung, etwa durch eine Beratungsstelle.




2. Die emotionale Belastung für Angehörige

Wenn ein nahestehender Mensch an Burnout erkrankt, geraten auch Angehörige unter Druck. Sie erleben mit, wie sich jemand verändert: Ihr Partner wirkt müde, zurückgezogen oder reizbar, Gespräche werden seltener, gemeinsame Unternehmungen bleiben aus. Vieles, was früher selbstverständlich war, funktioniert nicht mehr – und die Beziehung gerät ins Ungleichgewicht.

Oft entsteht ein Gefühl von Kontrollverlust: Sie sehen das Leid, möchten helfen, stoßen aber auf Ablehnung oder Schweigen. Die emotionale Anspannung wächst – und mit ihr die eigene Erschöpfung.

Typische Reaktionen sind:

  • Hilflosigkeit: „Ich weiß nicht, wie ich helfen soll.“

  • Schuldgefühle: „Habe ich zu viel verlangt?“

  • Frustration: „Ich komme einfach nicht mehr an ihn oder sie heran.“

  • Angst: „Was, wenn es schlimmer wird?“

  • Einsamkeit: „Ich fühle mich mit dieser Situation völlig allein.“

Solche Gefühle sind keine Schwäche, sondern eine natürliche Reaktion auf eine belastende Situation.



3. Burnout beim Partner - besondere Herausforderungen für die Beziehung


Wenn der eigene Partner oder die Partnerin an Burnout erkrankt, ist das besonders belastend – denn in einer Partnerschaft besteht eine tiefere emotionale Bindung als in anderen Beziehungen. Rückzug, Schweigen oder Reizbarkeit treffen nicht nur als Verhaltensänderung, sondern auch als persönlicher Schmerz. Was früher Nähe, Austausch und Verlässlichkeit war, fühlt sich plötzlich leer oder angespannt an.


Viele Partner fühlen sich abgelehnt oder allein gelassen. Gleichzeitig übernehmen sie oft mehr Verantwortung – im Haushalt, im Familienalltag, im emotionalen Gleichgewicht der Beziehung. Das kann schnell zur Überforderung führen.


Doch diese Distanz ist meist kein Zeichen fehlender Liebe, sondern Ausdruck völliger innerer Erschöpfung. Menschen mit Burnout können oft nicht mehr geben – auch wenn sie das wollen. Selbst kleine Anforderungen fühlen sich zu viel an.


Gerade in der Partnerschaft braucht es daher Verständnis – aber auch klare Grenzen. Sprechen Sie über Ihre Gefühle, holen Sie sich Unterstützung und achten Sie auf sich selbst. Sie müssen stark sein – aber nicht für zwei.




4. Was Angehörige tun können

Auch wenn Sie das Burnout Ihres Partners oder Ihrer Partnerin nicht heilen können, können Sie eine wichtige Stütze sein. Ihre Haltung und Ihr Verhalten haben großen Einfluss – sowohl auf die betroffene Person als auch auf Ihre eigene Belastung. Die folgenden Tipps helfen Ihnen, unterstützend und gleichzeitig achtsam mit sich selbst umzugehen:

  1. Informieren Sie sich über Burnout

Je mehr Sie über Ursachen, Symptome und Verläufe wissen, desto besser können Sie das Verhalten Ihres Gegenübers einordnen. Das verhindert Missverständnisse und hilft, eigene Erwartungen zu justieren.


  1. Hören Sie aktiv zu – ohne Druck

Bieten Sie Gesprächsbereitschaft an, aber drängen Sie nicht. Oft hilft es schon, einfach zuzuhören, ohne Lösungen vorzuschlagen. Sätze wie „Ich bin da, wenn du reden möchtest“ zeigen Zugewandtheit ohne Erwartung.


  1. Bieten Sie konkrete Entlastung im Alltag an

Kleine Gesten – etwa einkaufen, Termine übernehmen oder ein warmes Essen zubereiten – können mehr helfen als allgemeine Fragen wie „Was brauchst du?“. Achten Sie darauf, nicht bevormundend zu wirken.


  1. Respektieren Sie Rückzug und Schweigen

Burnout-Betroffene empfinden viele soziale Situationen als überfordernd. Nehmen Sie Distanz nicht persönlich, sondern als Zeichen für die Schwere der Erschöpfung.


  1. Geben Sie Zeit – und bleiben Sie geduldig

Heilung braucht Zeit. Rückschritte gehören dazu. Auch wenn es schwerfällt: Vertrauen Sie darauf, dass sich mit professioneller Unterstützung langsam etwas verändern kann.

  1. Akzeptieren Sie, wenn Hilfe (noch) abgelehnt wird

Viele Menschen lehnen zunächst psychologische Hilfe ab – aus Scham, Angst oder Überforderung. Drängen ist selten hilfreich. Sanfte Ermutigung, Information und Geduld wirken langfristig oft mehr.

  1. Seien Sie präsent – ohne Erwartungen

Manchmal ist es das Wichtigste, einfach da zu sein. Ein Spaziergang, eine stille Tasse Tee oder gemeinsames Schweigen können wertvoller sein als viele Worte.



5. Warum Menschen bei Burnout oft Ruhe und Distanz wollen


Menschen mit Burnout befinden sich in einem Zustand starker innerer Überforderung. Sie sind häufig nicht mehr in der Lage, alltägliche soziale Anforderungen zu erfüllen – selbst Gespräche oder Nähe können als zu viel empfunden werden. Rückzug bedeutet in dieser Situation keinen Mangel an Zuneigung, sondern ist ein Versuch, das eigene System zu entlasten.


Für Sie als Angehörige oder Angehöriger ist dieser Rückzug oft schmerzhaft. Doch er ist ein Ausdruck des Bedürfnisses nach Schutz – nicht ein Zeichen von Ablehnung. Wer diesen Wunsch nach Distanz respektiert, unterstützt die betroffene Person auf heilsame Weise.



6. Warum will mein Partner trotz Burnout keine Hilfe?


Viele Angehörige verzweifeln daran, dass die betroffene Person professionelle Hilfe verweigert – obwohl die Notlage offensichtlich ist. Das Verhalten wirkt aus Sicht nahestehender Menschen unverständlich, doch dahinter können tief verwurzelte innere Hürden stehen.


Manche Menschen empfinden große Scham oder Angst, als schwach, krank oder nicht leistungsfähig wahrgenommen zu werden. Andere wiederum haben einen stark ausgeprägten Perfektionismus und den inneren Anspruch, alles allein schaffen zu müssen. Häufig ist auch die schiere Erschöpfung ein Grund: Selbst ein einfacher Anruf in einer Praxis kann sich anfühlen wie eine unüberwindbare Aufgabe. Hinzu kommt, dass manche Betroffene in der Hoffnung leben, dass sich „alles schon wieder geben“ wird, und den Ernst der Lage verdrängen.


Als Angehörige oder Partner*in können Sie in solchen Situationen nur behutsam begleiten. Was jetzt zählt, ist Geduld und Zugewandtheit: Vermeiden Sie Druck, aber zeigen Sie konsequent, dass Unterstützung möglich ist – und willkommen.


7. Grenzen setzen und eigene Ressourcen schützen

Wer dauerhaft hilft, braucht selbst Stabilität. Deshalb ist es essenziell, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse nicht aus dem Blick verlieren.


  1. Wer helfen will, muss sich selbst stärken

Wer dauerhaft hilft, braucht selbst innere Stabilität. Angehörige, die einen geliebten Menschen mit Burnout begleiten, übernehmen oft viel Verantwortung – still, zuverlässig und ohne Pause. Doch genau das kann auf Dauer zur Überforderung führen, wenn die eigenen Bedürfnisse ignoriert werden. Deshalb ist es entscheidend, sich selbst nicht zu vergessen.


  1. Zeit für sich selbst ist kein Luxus

Nehmen Sie sich bewusst Zeit nur für sich. Selbst kleine Momente – ein Spaziergang, ein Buch oder einfach eine halbe Stunde Ruhe – helfen, das innere Gleichgewicht zu bewahren. Wer ständig für andere da ist, braucht eigene Kraftquellen.


  1. Soziale Kontakte pflegen

Bleiben Sie in Kontakt mit Freunden, Familie oder Bekannten. Gespräche außerhalb der belastenden Situation bringen emotionale Entlastung und helfen, neue Perspektiven zu gewinnen. Ihr Leben darf und soll mehr sein als die Sorge um einen anderen Menschen.


  1. „Nein“ sagen darf sein

Lernen Sie, klare Grenzen zu setzen, wenn Ihnen etwas zu viel wird. Das ist kein Zeichen von Egoismus, sondern von gesunder Selbstachtung. Sie dürfen „Nein“ sagen – ohne schlechtes Gewissen.


  1. Unterstützung annehmen ist stark

Auch Sie müssen das nicht allein schaffen. Holen Sie sich Unterstützung, sei es bei Freunden, in Selbsthilfegruppen oder bei einer psychologischen Beratung. Sich Hilfe zu holen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Verantwortung für sich selbst.


  1. Grenzen schützen – für dauerhafte Nähe

Grenzen zu setzen bedeutet nicht, sich zurückzuziehen oder jemanden im Stich zu lassen. Es bedeutet, sich selbst zu schützen, damit Sie langfristig für den anderen da sein können – ohne auszubrennen. Nur wenn es Ihnen gut geht, können Sie anderen wirkungsvoll helfen.



8. Warnzeichen bei Angehörigen erkennen

Wer dauerhaft für jemanden da ist, der an einem Burnout leidet, gerät selbst leicht in eine Belastungsspirale. Denn die emotionale Anspannung, der Rückzug des anderen und das ständige Kümmern hinterlassen Spuren – auch bei Ihnen.


Warnzeichen bei Angehörigen können sein:

  • Manche Angehörige erleben eine anhaltende Erschöpfung, weil sie über längere Zeit hinweg emotional und körperlich stark gefordert sind.

  • Es kann zu Gereiztheit oder innerer Unruhe kommen, die oft aus Überforderung oder Hilflosigkeit resultiert.

  • Schlafprobleme treten häufig auf, wenn Sorgen und Grübeln das Abschalten erschweren.

  • Einige ziehen sich zunehmend zurück, was zu sozialer Isolation führen kann.

  • Schuld- oder Versagensgefühle sind nicht selten – viele Angehörige glauben, nicht genug zu tun oder falsch zu reagieren.

  • Auch Konzentrationsprobleme können auftreten, weil die ständige Anspannung die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigt.


Wenn Sie solche Signale bei sich wahrnehmen, ist es wichtig, frühzeitig gegenzusteuern – bevor Sie selbst in eine Erschöpfung geraten.




9. Wann Angehörige professionelle Hilfe brauchen

Wenn Ihre eigene Belastung so groß wird, dass Sie kaum noch zur Ruhe kommen, sich dauerhaft erschöpft fühlen oder körperliche Beschwerden entwickeln, sollten Sie sich professionelle Hilfe suchen.


Geeignete Angebote sind:

  • Begleitung durch Psychotherapeuten oder Heilpraktiker für Psychotherapie

  • Selbsthilfegruppen und Online-Communities

  • Beratungsstellen für Familien oder Lebenspartner

  • Telefonische Seelsorge oder Krisenberatung


Sie dürfen sich Hilfe holen – nicht erst, wenn „nichts mehr geht“, sondern schon dann, wenn Sie merken, dass es Ihnen nicht gutgeht.



10. Fazit: Gemeinsam durch die Krise


Ein Burnout betrifft nicht nur die erkrankte Person, sondern das gesamte Umfeld. Als

Angehörige oder Angehöriger sind Sie oft Unterstützerin, Krisenmanager, Zuhörer und Lebenspartner in einem – und das kann viel Kraft kosten.


Sie helfen am besten, wenn Sie sich selbst nicht aus dem Blick verlieren. Sie dürfen mitfühlen, ohne sich selbst aufzugeben. Sie dürfen helfen – und trotzdem Grenzen ziehen. Und Sie dürfen Unterstützung annehmen, wenn Sie selbst nicht mehr weiterwissen.

Denn niemand muss eine solche Krise allein durchstehen.




11. Häufige Fragen von Angehörigen (FAQ)


Was kann ich tun, wenn mein Partner oder meine Partnerin nicht über das spricht, was los ist?

Drängen Sie nicht auf ein Gespräch, sondern zeigen Sie wiederholt, dass Sie da sind. Viele Betroffene brauchen Zeit, um sich zu öffnen. Formulierungen wie „Ich bin da, wenn du reden willst“ können eine wichtige Brücke sein. Akzeptieren Sie aber auch, wenn im Moment keine Worte möglich sind.

Wie lange dauert ein Burnout?

Das ist individuell sehr unterschiedlich. Bei frühzeitiger Unterstützung kann eine Stabilisierung innerhalb weniger Monate eintreten. In schweren Fällen oder ohne Behandlung kann sich der Prozess über ein Jahr oder länger ziehen. Rückfälle sind möglich. Wichtig ist Geduld – und der Fokus auf kleine Fortschritte.

Kann ich selbst krank werden, wenn ich zu sehr helfe?

Ja. Anhaltende emotionale Belastung, das Gefühl der Verantwortung und fehlende Entlastung können auch bei Angehörigen zu Erschöpfung, Schlafproblemen oder depressiven Symptomen führen. Achten Sie gut auf Ihre eigenen Grenzen und holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie merken, dass es zu viel wird.

Sollte ich mit anderen über die Situation sprechen?

Unbedingt. Das Schweigen oder „Durchhalten“ führt oft in die Isolation. Sprechen Sie mit vertrauten Menschen, holen Sie sich Rat in Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen. Sie müssen die Belastung nicht allein tragen – und auch Ihre Gefühle verdienen Gehör und Verständnis.



12. Über mich


Claudia Weidinger, Heilpraktikerin für Psychotherapie – Unterstützung von Betroffenen und Angehörigen von Burnout


Mein Name ist Claudia Weidinger, ich bin Heilpraktikerin für Psychotherapie in Bayreuth. In meiner Praxis begleite ich nicht nur Menschen mit seelischen Belastungen, sondern auch ihre Angehörigen – denn sie sind oft ebenso stark betroffen.Wenn Sie sich erschöpft, hilflos oder überfordert fühlen, biete ich Ihnen einen geschützten Raum, in dem Ihre Sorgen Platz haben. Gemeinsam entwickeln wir neue Perspektiven, stärken Ihre seelische Widerstandskraft und finden Wege zurück zu mehr Klarheit, Selbstfürsorge und innerer Stabilität.



Ich arbeite ressourcenorientiert, einfühlsam und lösungsnah – mit viel Erfahrung und Verständnis für Ihre Rolle als unterstützender Mensch.


📞 Jetzt Termin vereinbaren: 0921 / 79326604

📍 Adresse: Rathstraße 17, 95444 Bayreuth


Sie müssen nicht alles allein tragen – ich bin gerne für Sie da.


 
 
 

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